Lange haben wir auf «Vikings – Wolves of Midgard» warten müssen. Nun ist es endlich da! Ob sich das Warten für Linux ARPG Fans auch gelohnt hat und was das Spiel ausmacht, das wollen wir in diesem Artikel prüfen.
Vorwort zur Linux Fassung
Die Länge der bevorstehenden Verschiebungen konnte wohl keiner vorhersehen, als wir im Januar das vermeintlich im Frühjahr 2017 bevorstehende Release von «Vikings – Wolves of Midgard» meldeten. Das Action RPG wird von Games Farm entwickelt und von Kalypso Media vertrieben.
Probleme beim Wechsel auf die neue Unity Version hatten die Veröffentlichung der Linux Version immer weiter hinausgeschoben. Nachdem noch kürzlich auf Steam verkündet wurde, man arbeite nun gleichzeitig an Versionen für Linux, Mac und XBox, und man könne keinen Release-Termin nennen, war es dann am 18.08.2017 plötzlich so weit: Die Linux Version war fertig und wir können endlich verteidigen, was von Midgard noch übrig ist!
Einen herzlichen Dank möchte ich übrigens an Kalypso Media für die Bereitstellung eines Review-Keys richten! Dass ich selbst nun noch etwas länger für den Artikel gebraucht habe, sollte übrigens nicht als Reaktion auf die Verspätung des Spiels verstanden werden.. ;-).
Die Nordische Mythologie und der Clan der Ulfung
Die Wenigsten in der Geschichte der Menschheit dürften mit ihren Göttern und Dämonen je wirklich zu tun gehabt haben. Die Mitglieder des Clans der Ulfung, eine berüchtigte Schar geächteter Wikingerkrieger hingegen, können sich ihrer Religion ziemlich sicher sein. Dies ist für sie allerdings mitnichten ein Grund zur Freude. In Asgard, dem Sitz der Götter, hat Ragnarök, die Götterdämmerung begonnen.
Die Ulfung müssen erleben wie die Jötunn, riesige Eiskreaturen, durch Midgard reisen, weil sie einen Groll auf die Götter von Asgard hegen. Dabei walzen sie mehr zufällig durch das Dorf der Ulfung und legen es in Schutt und Asche. Der Häuptling und viele Krieger werden dabei getötet. Zeit, dass wir in die Haut eines Kriegers oder einer Schildmaid schlüpfen, um uns im Verteidigungskampf zu bewähren. Viele werden wir dabei retten, und dafür werden wir postwendend vom Rest des Clans zum neuen Häuptling ernannt. Unsere nächste Aufgabe ist es nun das Dorf für das Überleben im kalten Fimbulwinter wieder aufzubauen, indem wir in unzähligen Kämpfen konkurrierende Clans, Wölfe, Trolle und natürlich Riesen besiegen, dabei Ressourcen sammeln, um am Ende vielleicht sogar nicht nur unser Dorf, sondern ganz Midgard zu retten…
Die nordische Mythologie wird in «Vikings – Wolves of Midgard» natürlich nicht ganz akkurat und in ihrer vollen Tiefe behandelt. Wer mehr darüber wissen möchte (möglicherweise weil er gerade einen Artikel über ein gewisses Nordic Mythology/Fantasy Action RPG schreibt 😉 ), kann hier eine gut zu lesende Zusammenfassung über die nordische Götterwelt finden.
Umgekehrt ist es für Spieler, die keine Lust haben sich mit dem Thema zu beschäftigen oder das Spiel bereits im X-ten Durchlauf spielen, kein Problem die Story weitgehend zu ignorieren.
Das Setup: Götter bestimmen den Kampfstil
Zu Beginn des Spiels dürfen wir uns einen Charakter erstellen. Zur Auswahl stehen ein männlicher Krieger oder eine Schildmaid. Die beiden unterscheiden sich nur im Äußeren und in der Stimme voneinander. Ferner müssen wir uns für eine Gottheit, und damit für einen Kampfstil entscheiden.
- Tyr ist ein einhändiger Gott und repräsentiert daher den einhändigen Kampfstil mit oder ohne Schild.
- Loki ist der Gott der List und repräsentiert einen Waffenstil mit zwei Einhandwaffen oder ohne Waffen.
- Thor ist der Hammergott. Er repräsentiert einen Waffenstil mit Zweihandwaffen.
- Skathi ist die Göttin des Bogenschießens. Mehr muss man nicht sagen.
Ferner steht hier noch die Aktivierung des Walhalla Modus für den betreffenden Charakter zur Auswahl. Es handelt sich dabei um einen Permadeath Modus. Stirbt der Charakter im Spiel, verschwindet er für immer nach Walhalla.
Nach der Wahl des Namens ist die Charaktererstellung abgeschlossen. Wir befinden uns wieder im Hauptmenü und können uns für ein Single Player Spiel, online Co-op oder ein Couch Co-op Spiel entscheiden. Für Letzteres benötigen wir lediglich einen zweiten Controller.
In der folgenden Auswahl stehen 4 Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Wer das Spiel durchspielt, kann es im «New Game+ Modus» anschließend erneut beginnen und trifft dabei auf gefährlichere Gegner und findet bessere Gegenstände als im ersten Durchgang.
Der Einstieg: Basisbau im Rollenspiel
Beim ersten Start gibt es eine etwa 4 minütige Ladezeit während die Shader für die Grafikkarte kompiliert werden. Dies geschieht aber in der Regel nur ein Mal.
Wie schon erwähnt beginnt das Spiel mit der Verteidigung des Dorfes gegen die Jötunn. Dabei handelt es sich um ein kurzes Tutorial welches die einfachen Mechaniken der Bedienung beschreibt. Nachdem wir im Anschluss zum Häuptling ernannt wurden, finden wir uns im wieder aufgebauten Dorf wieder, welches uns im Folgenden als Basis dienen wird. Dort steht uns eine Waffenschmiede und eine Rüstungsschmiede zur Verfügung, die uns mit allem ausstattet was wir im Kampf benötigen. Außerdem gibt es noch die Skaldin Helga, bei der wir allerhand Beiwerk wie Totems, Ringe, Talismane etc. bekommen können.
Damit nützliche Gegenstände im Dorf hergestellt werden können, werden Ressourcen wie Holz und Eisen benötigt. Bessere Gegenstände gibt es, wenn die Schmieden und unsere Skaldin Helga gegen Gold aufgerüstet werden. Besagte Ressourcen und Gold erhalten wir wiederum, wenn wir auf Raubzüge gehen. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit eine «Prüfung der Götter» abzulegen, was eine Art spiritueller Arena Modus ist, in den wir gelangen indem Helga uns in einen speziellen Schlaf versetzt. Als Belohnung erhalten wir dann nach dem Aufwachen, bzw. unserem Ausscheiden erfolgsabhängig besagte Ressourcen.
Stufen aufsteigen
Für die persönliche Fortentwicklung unerlässlich ist der sich ebenfalls im Dorf, aber auch an anderer Stelle zu findende Altar, an dem wir den Göttern zu Ehren das von geschlagenen Gegnern emporsteigende Blut opfern können, um Stufen aufzusteigen und neue Fähigkeiten zu erlangen.
Jedes mal wenn wir eine Stufe aufsteigen, können wir unsere Gesundheit, den von uns angerichteten Schaden, unsere Angriffsgeschwindigkeit, unsere Elementarresistenz (dazu später mehr) oder unser Rüstungsschutz verbessern. Außerdem erhalten wir Gabenpunkte mit deren Hilfe wir für jeden Gott unterschiedliche Fähigkeiten erhalten können. Dabei sind wir nicht auf die anfangs gewählte Gottheit beschränkt, sondern können nachträglich frei wählen und so einen völlig individuellen Charakter bauen. Die erlernten Gaben können wir immer nur dann einsetzen, wenn die dazugehörigen Waffen gerade in Gebrauch sind.
Auch der Altar lässt sich mit Ressourcen aufrüsten um höhere Gaben erhalten zu können.
An‘s Eingemachte
Vor jedem Raubzug / Mission / Kampflevel suchen wir aus wohin wir eigentlich wollen und was unser Ziel ist. Anschließend ziehen wir hoffentlich gut ausgerüstet, aber nicht mit zu vollen Taschen los.
Die Bedienung geht mit Controller, oder Maus und Tastatur gleichermaßen leicht von der Hand, und unterscheidet sich nicht allzu sehr von anderen ARPG Spielen.
In den Kampflevels begegnen einem verschiedenen Gegner, vom Fußvolk bis zu spezielleren und etwas härteren Gegnern. Meist lässt sich der Großteil des Levels auf der Couch zurück gelehnt, sozusagen «in der Zone» spielen. Dabei sind gegnerische Horden zu metzeln, normale und besondere Gegenstände zu zerschlagen welche oft Ressourcen oder Gold enthalten, Truhen zu öffnen und den Zugang zum Bosslevel zu finden.
Über die Level verteilt findet man Speicherpunkte, Punkte an denen heilende Totems wieder aufgeladen werden können, Altäre an denen man Stufenaufstiege vornehmen kann sowie Schreine, womit zeitlich begrenzte Buffs der geweihten Gottheit erhalten werden können.
Widrige Umstände
In Gegenden, an denen besondere äußere Einflüsse oder Widrigkeiten wirken wie Eiseskälte, giftige Sumpfschwaden oder die giftige Luft einer anderen der acht Welten, sollte man sich nicht zu lange in Kämpfe verwickeln lassen. Nach einer gewissen Toleranzzeit, welche von der Elementarresistenz des Charakters und ggf. seiner Kleidung abhängig ist, wirken diese Einflüsse stark gesundheitsschädlich. Dann gilt es so schnell wie möglich eine geschützte oder wärmere Gegend zu finden, wie z.B. eine Höhle oder ein Lagerfeuer.
Tut viel Loot gut?
Geschlagene Gegner hinterlassen neben einem träge in der Luft schwebenden Blutstropfen Loot in Form von Gold oder kleineren Gegenständen. Keinesfalls wird man aber mit Massen von Loot bedacht, wie das in anderen ARPGs üblich ist. Stattdessen gibt es eher Ressourcen, welche im Heimatdorf in nützliche Gegenstände umgewandelt werden wollen. Dies dürfte der herausragendste Unterschied zu anderen ARPGs sein.
Die Endgegner haben’s in sich
Hat man den Zugang zum Bosslevel gefunden, sollte man sicherstellen, alles im Ausgangslevel erledigt zu haben, denn ein Zurück gibt es lebendig nicht mehr. Die Bosse sind dann endlich die Gegner, für sie man sich möglichst eine vielversprechende Taktik einfallen lassen sollte. Hier kann es dann durchaus schnell passieren, dass man den Bosskampf wiederholen muss, bzw. ehrenhaft aber leicht verärgert in Walhalla einzieht, je nach Spielmodus. Hat man jedoch überlebt, gibt es eine Belohnung und man findet sich in seinem Dorf wieder, um sie sinnvoll zu verprassen.
Fazit. Wem macht es Spaß?
Klare Antwort: Mir! 🙂 Bei Vikings – Wolves of Midgard handelt es sich um ein echtes Action Rollenspiel. Naturgemäß wird es Spielern, die in einem RPG Rätsel, Dialoge, Story mit Tiefe und weitreichende Entscheidungen erwarten eher nicht genügen. Umgekehrt wird es aber Freunden anderer ARPGs sicher Freude bereiten, denn es ist sofort als solches wiederzuerkennen.
Wer sich immer schon so etwas wie Diablo für seinen Linux-PC gewünscht hat, wer einen motivierenden, nicht zu komplizierten Actiontitel sucht, der sich mit dem Gamepad von der Couch aus spielen lässt, und das vielleicht sogar zusammen mit einem Freund im Co-op, der kommt an Vikings – Wolves of Midgard kaum vorbei. Es ist der perfekte Einsatz für eine im Wohnzimmer stehende Steam Machine. Wo wir schon mal im Wohnzimmer sind, auch mit dem Steam Link macht das Spiel Freude!
Die Präsentation des Spieles ist ohnehin über fast jeden Zweifel erhaben, womit es sich auch von unter Linux spielbaren Konkurrenten abhebt. Mit einer Nvidia 1060 6GB konnte ich es in maximaler Qualität in Full HD ohne Probleme flüssig spielen.
Moin!
Habt ihr das kooperative Gameplay auch getestet? Meine Freundin und ich bekommen über’s Internet keine Verbindung mit der Linux-Version auf Steam zustande 😐
Hi crt0mega,
zwischen Windows-und-Linux also? ich bin da nicht sicher, ob Nevertheless es ausprobiert hatte. Gibt es im Steam Forum vielleicht schon einen BugThread dazu? Manchmal geht es zügig über das offizielle Spiele-Forum in der Steam Community.
Moin!
Ne, zwischen Debian Sid und Debian Sid (nicht supportete Distri). Einen Thread gibt es in den Steam Foren zwar, aber dort wurden wir an den Support verwiesen. Wir wollen Troubleshooting betreiben, deshalb frage ich jetzt erst mal ‚rum, wer da evtl. auch Probleme hat(te) 😀
Wolltest du meiner Freundin gerade unterstellen, sie sei Windows-Nutzerin? 😛
Haha, also dann darf ich nicht erwähnen dass meine Frau durchaus auf Windows zockt :p
All die tollen, farbenfrohen Spiele die Frauen mögen gibt’s leider nicht nativ für Linux.. : )
>Haha, also dann darf ich nicht erwähnen dass meine Frau durchaus auf Windows zockt :p
Klar darfst du 😀
>All die tollen, farbenfrohen Spiele die Frauen mögen gibt’s leider nicht nativ für Linux.. : )
Ach, das ist ja generell so. Für Grim Dawn und Path of Exile muss bei uns halt auch WINE ran. Eigentlich hoffen wir ja auf einen Linux-Port von Divinity: Original Sin 2, aber ich befürchte es ist realistischer, das Spiel für’n 10er abzugreifen und mit WINE zu zocken, als eine native Version zu bekommen :/ Oder habt ihr da evtl. Neuigkeiten, die mir entgangen sind?