Auf der Suche nach Abenteuern, Schätzen und Ruhm kann man sich im rundenbasierten Roguelike »The Curious Expedition« auf den Weg machen und die goldenen Pyramide in sechs Expeditionen finden. Doch das ist leichter gesagt als getan.

In The Curious Expedition begibt man sich mit einer von 17 bekannten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts auf Forschungsreise. Die Mitglieder des Clubs der Entdecker machen eine Wette, wer in sechs Expeditionen die meisten Schätze bergen und dadurch Ruhm erlangen kann. Dieser ist wichtig, um zu gewinnen, denn wer nach den sechs Reisen am meisten davon hat, gewinnt. Doch gilt es zunächst, diese überhaupt erfolgreich abzuschließen.

Dabei findet man allerhand Ruinen, verlassene Lager, Schreine und selbst Dörfer von indigenen Völkern. Auch wilden Tieren und anderen Gegnern muss man sich stellen. Darunter finden sich Krokodile, Hyänen und Tiger. Selbst gigantische Skorpione, Mumien, Riesenspinnen und sogar Dinosaurier stellen sich den Forschern von Zeit zu Zeit in den Weg.

Der Club der Forscher und Entdecker

Zuallererst wählt man seinen Charakter aus. Ganz am Anfang steht lediglich Charles Darwin zu Auswahl. Im Laufe des Spiels schaltet man durch das Erreichen von bestimmten Voraussetzungen dann nach und nach die anderen 16 Spieler frei. Zu Darwin gesellen sich noch Marie Curie, Richard Francis Burton, Frederick Courtney Selous, Mary Kingsley, Johan Huizinga, Marcus Garvey, Aleister Crowley, Nikola Tesla, Amelia Earhart, Alexandra David-Neel, Dion Fortune, Freya Stark, Isabella Bird, Harriet Tubman, Ada Lovelace und H. P. Lovecraft.

Alle diese Personen haben verschiedene Besonderheiten. Daher sollte man sich gut überlegen, wen man wählt, da dies im Wesentlichen den Spielstil beeinflussen kann. So ist Mary Kingsley Pazifistin und kann daher im Kampf keine Waffen nutzen. Frederick Selous hingegen startet gleich mit einem Jagdgewehr und hat zudem den Bonus des Dschungelforschers, was ihn und seine Begleiter weniger geistige Gesundheit kostet, wenn sie sich durch dichte Wälder begeben.

Die Spezialität von Richard Burton sind Sprachen. Daher fällt es ihm nicht schwer, sich mit den Bewohnern der bereisten Orte zu verständigen und bekommt, zusammen mit seinen Begleitern, einen kostenlosen Platz zum Schlafen angeboten. Oder H.P. Lovecraft. Er ist der einzige Charakter, der das berüchtigte Necronomicon sicher nutzen kann, ohne zu schnell verrückt zu werden. Ihn kostet die Anwendung nur 35 statt 70 der geistigen Gesundheit.

Diese benötigt man für die Fortbewegung im Spiel. Dabei kostet jeder Zug einen festgelegten Grundwert, zu dem weitere Kosten für die Entfernung und die Art der überquerten Felder kommen. Daher sollte man sich jeden Zug gut überlegen und, wegen des Grundwerts, möglichst weite Distanzen pro Zug hinter sich bringen, um seinen Verstand zu schonen. Das Durchqueren von Wäldern oder Sümpfen kostet dabei mehr geistige Gesundheit als wenn man über Wiesen und Felder läuft.

Die Mächte des Wahnsinns

Sinkt dieser Wert auf Null, so fangen die Mitglieder der Gruppe an, verrückt zu werden. Sie beginnen, mit anderen zu streiten, reden mit Personen, die nicht da sind oder nehmen sich aus Verzweiflung das Leben. Es kann aber auch passieren, dass sie zu Kannibalen werden oder euren Packesel schlachten wollen.

Auch der vom Spieler gewählte Charakter ist davor nicht gefeit. Dem entgegenwirken kann man nur, wenn man dafür sorgt, dass die geistige Gesundheit immer wieder aufgefüllt wird. Dazu kann man Schokolade naschen oder, hat man einen Koch bei sich, Fleisch von besiegten Tieren essen. Auch Alkohol sorgt für ein wenig mehr Seelenheil in The Curious Expedition, bringt aber auch die Gefahr mit sich, dass Begleiter zu Alkoholikern werden.

Sollte man sich in der Nähe eines Dorfes befinden, kann man dort nächtigen und ein ein paar Zugpunkte zurückzugewinnen. Man kann auch jederzeit zum Schiff zurückkehren und dort schlafen, um den selben Effekt zu erzielen. Außerdem gibt es noch religiöse Missionen, bei denen man gegen einen nicht unbeträchtlichen Gegenwert übernachten darf.

Ein Portal in eine andere Welt.
Ein Portal in eine andere Welt?

Geld allein macht auch nicht glücklich

Die Währung in The Curious Expedition setzt sich aus Geld und aus Gegenständen zusammen. Während man mit dem Geld vor jeder Reise Ausrüstung kaufen oder die Kapazität seiner Lasttiere aufbessern kann, nutzt man während der Expedition die Gegenstände, um zu handeln. Jedes Objekt hat einen Wert (der auch mal Null sein kann) und kann als Zahlungsmittel in Dörfern, Missionen und bei Händlern eingesetzt werden.

Weitere Gegenstände findet man unter anderem beim Erkunden von Höhlen, Schreinen und Götzenstatuen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass die Einheimischen nicht gerade erfreut sind, sollte man sich ihre Opfergaben zu Eigen machen oder heilige Kultstätten entweihen. Zudem kann es sein, dass man durch seinen Diebstahl in Tempeln nicht nur die ansässigen Kulturen verärgert, sondern sogar riesige Katastrophen wie Brände, Überschwemmungen oder Dürre auslöst.

Als Konsequenz eines Schatzraubs breitet sich ein großes Feuer aus.
Als Konsequenz eines Schatzraubs breitet sich ein großes Feuer aus.

Vielleicht könnte man die Schätze à la Indiana Jones einfach austauschen, in der Hoffnung, das selbe Gewicht mit seinen hoffentlich wertlosen Gegenständen auszugleichen? In jedem Fall muss man damit rechnen, dass man bei seinen Beutezügen den Zorn der Bewohner auf sich zieht, was nicht unbedingt erwünscht ist.

Bitte recht freundlich

Die Stimmung der Einheimischen ist wichtig, damit sie dem Spieler beim Besuch ihres Dorfes wohlgesonnen sind und sich nicht gegen ihn stellen. Die Gefühlslage lässt sich übrigens auch durch Spenden heben, indem man Gegenstände beim Handel anbietet, ohne eine Gegenleistung zu fordern oder indem man Güter mit deutlich mehr Wert als dem der Handelsobjekte der Einwohner abgibt.

Handeln mit den Bewohnern eines Dorfes.
Handeln mit den Bewohnern eines Dorfes.

Nur dann ist es auch möglich, Bewohner zu rekrutieren, damit sie sich der Gruppe anschließen. Meist haben diese aber recht schnell Heimweh und werden den Spieler nach der Expedition wieder verlassen, um in ihr Dorf zurückzukehren. Mit etwas Glück überreden die Würfel den neuen Begleiter aber mitzukommen, um für weitere Reisen zur Verfügung zu stehen.

Einfacher zu handhaben sind da Tiere wie Esel oder Büffel. Diese bekommen kein Heimweh und können aufgebessert werden, um mehr Gegenstände zu tragen. Bei Kämpfen stehen sie jedoch nicht zur Seite, sollten diese stattfinden. Dafür können Hunde, sollten sich diese in der Gruppe befinden, kräftig austeilen.

Das Kampfsystem

Kämpfe werden in klassischer Pen & Paper Rollenspiel-Manier mit Würfeln ausgetragen. Daher ist auch die Wahl der Gefährten wichtig, damit man die Würfel der Hauptperson dem eigenen Spielstil nach möglichst gewinnbringend mit anderen Würfelarten ergänzt. So gibt es Würfel für den Angriff, für die Verteidigung, zur Unterstützung und Magie. Dazu kommen noch spezielle Würfel für besondere Waffen, Patronen oder Tiere wie Jagdhunde, sollte sich ein solcher in der Party befinden.

Würfe lassen sich kombinieren, um noch stärkere Angriffe auszuführen oder um sich besser zu schützen. Geht man aus einem Kampf als Sieger hervor, so bekommt man meistens Felle oder Zähne der tierischen Gegner, die entweder getauscht werden können oder sich in Geld oder Ruhm umwandeln lassen. Auch Fleisch bekommt man ab und zu, welches von einem Koch in eine essbare Mahlzeit umgewandelt werden kann. Je nach Level des Kochs, bekommt man mehr geistige Gesundheit zurück.

The Curious Expedition: Kampf gegen eine Riesenkrabbe
The Curious Expedition: Kampf gegen eine Riesenkrabbe

Es ist auch möglich, vor Kämpfen zu fliehen. Dabei kann es passieren, dass man Gegenstände oder gleich ganze Mitstreiter verliert. Es bleibt über das gesamte Spiel also, nicht nur in Kämpfen, ein ständiges Abwägen der gegebenen Situationen, um hoffentlich die richtige Entscheidung zu treffen. Letztlich geht es nur ums Überleben, denn das ist die Voraussetzung, um die nächste Reise in Angriff nehmen zu können.

Auf ein Neues

Bei The Curious Expedition ist, wie es sich für einen Vertreter der Roguelikes gehört, das Spiel zu Ende, sobald man stirbt. Das kann manchmal schneller passieren, als einem lieb ist. Auch wenn ein Durchgang des Spiels nur etwa 2 – 3 Stunden an Zeit beansprucht, so bietet es doch einiges an Wiederspielwert, zumal es den wenigsten gelingen wird, gleich beim ersten Mal ans Ziel zu kommen. Es wird nicht nur bei einem Neustart bleiben.

Auch die Rollenspiel-Elemente machen den Titel sehr interessant. Neben den rundenbasierten Würfelkämpfen gibt es auch Erfahrungspunkte. Entdeckt man auf einer Karte drei neue Gebiete, bekommt man einen Punkt, welchen man auf seine Gefährten verteilen kann, um deren Eigenschaften zu verbessern.

Man sollte aber auch darauf achten, dass sie einem treu bleiben, damit diese nicht umsonst vergeben wurden. Es kann nämlich vorkommen, dass man von Begleitern der Expedition verlassen wird, wenn zu viele Meinungsverschiedenheiten eintreten. Dass diese auch sterben können, ist nicht nur durch die Kämpfe, sondern auch durch Krankheiten oder Verletzungen ein weiteres Risiko.

Am Hafen, bevor es los geht, bekommt man einen Auftrag erteilt.
Am Hafen, bevor es los geht, bekommt man einen Auftrag erteilt.

Vor jeder Reise bekommt man in der Regel auch einen Auftrag zugewiesen, den es zu erfüllen gilt. Schafft man es, so wird man dafür belohnt. Es ist aber kein Muss, den Auftrag anzunehmen, sollte dieser zu schwierig oder nicht sinnvoll erscheinen. Auch die verschiedenen Charaktere bereichern das Spiel auf ihre Art und verleihen jedem neuen Durchgang eine weitere Herausforderung.

Zudem nehmen die wählbaren Figuren nicht nur durch ihre vom Spiel zugewiesenen Eigenschaften, sondern auch durch ihre Persönlichkeiten weiteren Einfluss auf das Geschehen. So kann es passieren, dass Lovecraft, welcher bekannterweise in seinen jüngeren Jahren nicht sehr offen für andere Kulturen war, einen Begleiter in einem Gespräch von seiner Sichtweise überzeugt und ihn dadurch zum Rassisten macht.

Es sind gerade diese kleinen Details, diese besonderen Eigenschaften, für die sich die Entwickler ins Zeug gelegt haben, um jedem der 17 Forscher einen besonderen Charme zu verleihen. Dadurch bekommt The Curious Expedition nochmal etwas mehr Würze und lässt den Spieler das ein oder andere Mal, aufgrund der Geschehnisse, schmunzeln, auch wenn diese nicht unbedingt zum Lachen sind.

Abenteuer mit Wiederspielwert

Die verschiedenen Persönlichkeiten, die zur Auswahl stehen, bieten alleine schon genügend Variationen für viele unterschiedliche Herausforderungen. Dazu kommt noch das Ressourcenmanagement und die komplett zufallsgenerierten Welten, wodurch jeder Durchgang anders abläuft und es immer Neues zu entdecken gibt.

Auch kann man sich lange Zeit mit den vielen unterschiedlichen Herangehensweisen auseinandersetzen und neue Ansätze ausprobieren. Oder man versucht, das Spiel ganz ohne Kämpfe zu bestehen oder es zu beenden, ohne Schätze zu rauben. Dadurch wird es natürlich sehr schwierig, sich die nächste Expedition zu finanzieren und sich nebenbei auch noch genug Ruhm zu erarbeiten, um als Sieger aus der Wette hervorzugehen.

Kehrt man nämlich erfolgreich von einer Reise zurück, so muss man sich entscheiden, welche der gefundenen Schätze man behält, um sie auf die nächste Reise mitzunehmen, oder ob man sie verkauft, um mehr finanzielle Mittel für die Ausrüstung der Expedition zu haben. Man kann die Fundstücke aber auch an ein Museum spenden, um dafür Ruhm zu bekommen – und auf den kommt es letzten Endes an, damit man das Spiel gewinnen kann.

Die beiden letztgenannten Möglichkeiten, das Spiel ohne Kämpfe oder ohne Schätze zu rauben zu beenden, sind nebenbei Voraussetzungen, um weitere Charaktere freizuschalten. Wem das jetzt alles etwas zu viel auf einmal ist, dem sei das offizielle Wiki zum Spiel empfohlen. Allerdings steht dieses, wie auch das Spiel selbst, zum momentanen Zeitpunkt nur auf englisch zur Verfügung.

Eine Erscheinung in einer Höhle, die viele Geheimnisse zu kennen scheint.
Eine Erscheinung in einer Höhle, die viele Geheimnisse zu kennen scheint.

Sprachbarriere

Sollte das Spiel erfolgreich genug sein, dass die Entwickler auch weiterhin genügen Ressourcen haben, um weiter an The Curious Expedition zu arbeiten, so sollen gleich mehrere Übersetzungen folgen. Da die Entwickler selbst aus Deutschland kommen, sollte eine deutsche ziemlich sicher sein. Auch über eine Möglichkeit, die Community einzubinden, wird momentan nachgedacht.

The Curious Expedition wurde von Maschinen-Mensch entwickelt. Dieser Entwickler setzt sich momentan aus zwei ehemaligen Mitarbeitern des deutschen Studios Yager zusammen, welche dort unter anderem an Spec Ops: The Line beteiligt waren. Maschinen-Mensch hat seinen Sitz, ebenso wie der frühere Arbeitgeber, in Berlin.

The Curious Expedition ist auf Steam, GOG und im Humble Store erhältlich. Bis zum 9. September 2016 gibt es einen Rabatt von 15 Prozent. Den wirklich gelungenen und sehr passenden Soundtrack gibt es für 8,99 Euro auf Steam. Laut der Shop-Seite handelt es sich dabei allerdings um einen DLC, der das Spiel voraussetzt. Ein Glück, dass dieser auch auf Bandcamp angeboten wird, für alle, die nicht an einer Steam-Version des Spiels interessiert sind. Den Titel Curium gibt es sogar kostenlos.

Review Übersicht
Gameplay
Grafik
Sound
Dauerspaß
QUELLESämtliche Bilder stammen aus dem Presskit von Maschinen-Mensch
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Seit 2004 begeisterter Linux-Anhänger, spiele ich schon viel länger Videospiele. Angefangen hat alles mit einem Amiga 500 und einem Game Boy im Jahr 1990. Ich schlage mich momentan als ausgebildeter Mediengestalter durchs Leben, studiere nebenher Digitale Medien und interessiere mich sehr für IT-Sicherheit. Warum ich noch ein Windows auf meinem Rechner habe, ist mir mittlerweile schon entfallen, da ich es seit Monaten nicht mehr gestartet habe.

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