Das ultra-brutale Beat ‘em Up »Mother Russia Bleeds« ist ab sofort erhältlich. Im gelegentlichen Drogenrausch prügelt und schießt man sich durch die Straßen einer fiktiven Sowjetunion, um sich an seinen Peinigern zu rächen. Nichts für schwache Nerven.
Eingekerkert und als Versuchskaninchen für eine mysteriöse Droge namens Nekro missbraucht, muss man als Straßenkämpfer in Mother Russia Bleeds [offizielle Seite] vom Entwickler Le Cartel aus der Gefangenschaft entfliehen und auf einen Rachefeldzug gehen, der es in sich hat. Bei diesem 2D-Pixel-Brawler geht es ordentlich zur Sache, wenn man seine Widersacher auf blutige Art und Weise zu Klump haut.
Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Straßenkampf werden die Ausgänge der Arena, in der man sich befindet, plötzlich von zwei LKWs versperrt und eine ganze Armee setzt den Spieler mit Kampfgas außer Gefecht. Als man wieder zu sich kommt, befindet man sich in einer Zelle und muss feststellen, dass man für Drogentests missbraucht wurde.
Glücklicherweise kann man seiner Gefangenschaft entkommen, muss sich gleich darauf aber mit dem Personal dieser Anlage auseinandersetzen. Wieso man sich eine Spritze aus der Zelle mitgenommen hat, darf man auch kurz darauf erfahren. Wegen der Abhängigkeit von der Droge, muss man sich als aller erstes einen Schuss verpassen, um festzustellen, dass dieses Serum heilende Wirkung zu haben scheint. Das ist aber noch nicht alles, was dieses Mittelchen zu bieten hat.
Ausbruch im Drogenrausch
Zunächst gilt es aber, die bösen Jungs, die sich einem entgegenstellen, aus dem Weg zu schaffen. Dabei geht es keines Falls zimperlich zur Sache. Der düstere Look des Spiels ist sicher nicht rein zufällig gewählt, er bereitet eher darauf vor, was nun folgt. Mit Tritten und Schlägen nimmt man seine Gegner auseinander, wirft sie durch die Gegend oder bearbeitet ihre Gesichter bis zur Unkenntlichkeit mit den Fäusten. Mit dem Blut wird hier nicht gespart, Mother Russia Bleeds zieht sämtliche Register der Gewaltdarstellung.
Während man sich der ersten Welle erwehrt, darf man seine Spritze an herumliegenden, zappelnden Körpern wieder auffüllen. Dies ist jederzeit möglich, wenn man einen Gegner auf die Bretter schickt und dieser sich noch windet und zuckt. Einen vollständig besiegten Gegner erkennt man daran, dass er, oder was von ihm übrig ist, dunkler wird und sich dadurch optisch von noch aktiven Widersachern abhebt.
Dies macht die Prügelei deutlich übersichtlicher. Man kann sich immer auf die eigentliche Gefahr konzentrieren und weiß genau, welcher der am Boden liegenden Gegner plötzlich wieder aufstehen kann. Während man kämpft, kann man die noch übrige Energie der gegnerischen Horden aber nicht sehen, diese haben keine Lebensanzeigen. Dasselbe gilt auch für Boss-Gegner. Man kann den Bösewichtern den bereits zugefügten Schaden ansehen und davon abmachen, dass man auch Schaden anrichtet.
Vielfältige Möglichkeiten
Man kloppt sich also so durch die Gegend und darf kurze darauf die Sekundärfunktion der Droge in Aktion erleben. Neben dem Wiederauffüllen der Lebensenergie hat der Stoff noch weitere Effekte zu bieten. Man kann den Spieler in eine Art Berserker-Modus versetzen, wodurch er kurze Zeit extrem Stark wird. Dies ist besonders nützlich, wenn man sich einer Übermacht an Schlägern gegenübersieht, um der Lage Herr zu werden.
Wie es sich für ein ordentliches Beat ‘em Up gehört, muss man sich bei Mother Russia Bleeds nicht nur mit seinen Fäusten, Knien und Füßen zur Wehr setzen. Man findet auch verschiedenste Waffen während seiner Mission oder kann sie den Gegnern abnehmen. Dazu gehören nicht nur Baseballschläger und Schlagstöcke, auch Wurf-, Stich- und Schusswaffen verschiedenster Art tauchen im Spiel auf.
Wie zu erwarten, steigert sich mit diesen Gegenständen nicht nur der zugefügte Schaden, sondern auch der Härtegrad, den man zu sehen bekommt. So verteilt man Gehirnmasse durch einen gezielten Schuss mit der Schrotflinte auf dem Boden oder durchtrennt die Kehle eines in den Schwitzkasten genommenen Gegners.
Es gibt auch Wurfsterne, Kettensägen und selbst mit Elektroschockern, Feuerlöschern und Toiletten könnt ihr auf alles losgehen, was sich euch in den Weg stellt. Doch damit nicht genug. Es gibt es auch Fatalities, mit denen man unter anderem den Bösewichtern einfach so den Kopf vom Rumpf schlägt.
Keine Online-Prügeleien
In jedem Fall ist es praktisch, wenn man seinen Ausbruch nicht alleine plant. Mit mehreren Spielern werden die Kämpfe gleich dynamischer und man kann sich aus der Klemme helfen, bei übrigen Drogenrationen wiederbeleben oder sich gegenseitig den Rücken freihalten. Dies ist auch dringend nötig, möchte man seine Spritze wieder auffüllen. Bei den immer wiederkehrenden Gegnermassen hat man dazu alleine eigentlich kaum Gelegenheit.
Mother Russia Bleeds bietet einen lokalen Koop-Modus für bis zu vier Spieler an. Man kann sich zwar auch alleine durch die Level kämpfen, hat aber die bereits genannten Nachteile. Sollten gerade keine Freunde zur Verfügung stehen, um gemeinsam die Gegend unsicher zu machen, lassen sich auch Bots zuschalten. Einen Online-Modus gibt es nicht.
Mit Sergei, Ivan, Natasha und Boris kann man aus vier verschiedenen Charakteren wählen, die alle verschiedene Werte in Kraft, Tempo, Reichweite und Sprung aufweisen. Im Laufe des Spiels lassen sich auch weitere Drogen freischalten, die sich nach der Wahl des Kämpfers aussuchen lassen. Diese haben dann Auswirkungen, die sich von der Standard-Droge abheben. So wird man bei einer stärker, wenn man ein gewisses Maß an Schaden genommen und nur noch wenig Lebensenergie zur Verfügung hat.
Eine andere lässt den Spieler den Berserker-Modus durch Fatalities verlängern und die nächste macht die Rempelattacke genauer. Dann gibt es noch eine Variante, die Heilung durch Treffer während des Berserker-Modus verschafft und noch ein paar weitere mit vielen unterschiedlichen Effekten für den Spieler. Es lassen sich auch welche freischalten, die auf Koop-Partner oder Gegner angewendet werden können.
Kreativ oder krank?
Mother Russia Bleeds präsentiert sich in einem sehr düsteren und schmutzigen Stil, der stark an Spiele wie Hotline Miami erinnert. Nicht nur der Pixel-Look, sondern auch die stark überzeichnete Brutalität und der unkritische Umgang mit Drogen tragen dabei einen wesentlichen Teil zu diesem Eindruck bei. Rauschmittel werden hier nicht verteufelt, im Gegenteil. Die Spritzen unterstützen den Spieler sogar während seiner Aufgabe und rücken diese in ein eher positives Licht.
Damit werden viele nicht einverstanden sein, genauso wie der Gewaltgrad des Spiels einige Leute abschrecken wird. Dass Mother Russia Bleeds nicht in Kinderhände gehört, sollte klar sein. Und trotzdem wird es genug Erwachsene geben, die der Darstellung von so viel rohem Blutvergießen nichts abgewinnen können und mit Ekel und Abneigung reagieren. Dieses Spiel ist definitiv nichts für Zartbesaitete.
In gleichem Maße wird der hier vorgestellte Titel aber auch seine Anhänger finden, denn, obwohl die gezeigten Bilder eigentlich in keinster Weise lustig sind, so macht das Spiel trotzdem unglaublichen Spaß und wird nicht wenige das ein oder andere Mal laut auflachen lassen – vorausgesetzt, man zählt nicht zu eben genannter Gruppe, die für solche Themen, wenn überhaupt etwas, dann nur Unverständnis übrig hat.
Es ist ungefähr so, wie mit Splatter- oder Horrorfilmen, in denen Leute auf unterschiedlichste Art und Weise hingerichtet werden. Es gibt Leute, die auf diese Filme allergisch reagieren, während andere wiederum die Kreativität der Filmemacher loben und entzückt dabei zusehen, wie ein Arm amputiert wird oder ein Kopf fein säuberlich vom Rest des Körpers getrennt wird.
Ob man mit dem Gezeigten klar kommt, muss jeder für sich entscheiden. Klar ist, dass dieses Spiel vielen sauer aufstoßen wird, da es wahrlich keine Gefangenen macht. Bei Mother Russia Bleeds kommt scheinbar niemand mehr lebend raus – und darauf sollte man vorbereitet sein. Auf keinen Fall sollte man das Spiel zu ernst nehmen, das ist auf Dauer wohl nicht so gesund.
Grafik
Die Grafik bei Mother Russia Bleeds ist wirklich schön gestaltet. Die Entwickler haben sich sehr viel Mühe bei der Ausarbeitung der Pixelmodelle, der Umgebung und, so grotesk das auch klingen mag, bei der Auswirkung von durch Spieler und Computergegner ausgeführten Aktionen und deren Auswirkungen gegeben. Es ist faszinierend, wie viel Details in dieser Splatterorgie stecken.
So nachvollziehbar eine generelle Abneigung gegen dieses Spiel auch ist, so verständlich ist auch die Faszination daran. Die Mühe, die in dieses Spiel gesteckt wurde, ist deutlich spürbar. Und trotzdem fühlt man sich irgendwie schlecht dabei, Spaß daran zu haben, seine Gegner auf so üble Art und Weise zu massakrieren. Es ist, als würden sich Engelchen und Teufelchen permanent auf den eigenen Schultern in die Haare kriegen, während man dieses Spiel spielt.
Als kleines Gimmick versteckt sich noch im Optionsmenü. Dort kann man die Anzeige auf CRT stellen, wodurch das Bild Scanlines bekommt und gewölbt wird, als spiele man es auf einem alten Röhrenmonitor. Ein wenig Rauschen wird auch noch eingefügt, damit alles schön authentisch wirkt. Ein wirklich netter Effekt, der für Abwechslung sorgt.
Gameplay und Steuerung
Neben der Story gibt es auch noch den Arena-Modus. Dort kann man zwischen 10 verschiedenen Umgebungen wählen, die man freispielt, indem man den zugehörigen Level im Story-Modus erreicht hat. In den Arenen muss man versuchen, so viele Wellen wie möglich zu überleben. Diese bestehen aus immer mehr Gegnern und werden nach und nach stärker.
Die Auswahl der Charaktere und der bereits freigeschalteten Drogen bleibt dabei die selbe wie im regulären Spiel. Man kann auch diesen Modus mit mehreren Mitspielern bestreiten oder KI-Mitspieler hinzuschalten, sollte man nicht alleine gegen die Horden an Gegnern antreten wollen. Zur Abwechslung kann dies jedoch eine ganz spezielle Herausforderung darstellen.
Mother Russia Bleeds sollte man im Idealfall mit einem Controller spielen. Zwar geht es auch mit der Tastatur, jedoch bei Weitem nicht so komfortabel und rund wie mit einem Gamepad. Ein Controller kann auch während dem schon laufenden Spiel eingesteckt werden und wird trotzdem korrekt erkannt.
Einmal kam es aber vor, dass keine Bots mehr hinzugefügt werden konnten, nachdem ein Gamepad während des Spiels eingesteckt wurde. Beim nächsten Mal funktionierte wieder alles wunderbar. Des weiteren kann man im Spiel mit KI-Mitgliedern nicht den Spieler wechseln, wenn man stirbt. So kann es schon einmal vorkommen, dass einen die Kollegen einfach so am Boden liegen lassen und man nur zusehen kann. So passiert bei einem Bosskampf.
Außerdem werden nur die Knöpfe der Tastatur angezeigt, wenn man im Menü die Controller-Steuerung einstellen möchte. Von denen des Gamepads keine Spur. Auch weitere Spieler können ihre Tasten nicht separat umändern. Im eigentlichen Optionsmenü und im Spiel selbst werden aber die richtigen Knöpfe angezeigt, wenn man einen Controller benutzt.
Der Steam-Controller und auch ein Xbox 360-Pad funktionierten ohne Probleme, ganz so, wie man es erwartet. Ein altes Logitech Rumblepad 2 wurde zwar, wie man bei der Charakterauswahl gesehen hat, irgendwie erkannt, jedoch ließen sich damit keine Aktionen ausführen oder das Spiel auf irgendeine Art und Weise steuern.
Für Nutzer von mehreren Monitoren sei noch gesagt, dass das Spiel eventuell auf dem falschen startet. Auf dem Testsystem mit KDE Neon war das auch der Fall, ließ sich aber recht schnell beheben, indem per Alt + F3 → Weitere Aktionen → Spezielle Einstellungen für dieses Fenster der korrekte Monitor kurzerhand erzwungen wurde. Das Spiel benötigt beim Herunterladen übrigens knapp 663 MByte.
Fazit
Wer nicht gerne alleine die Straßen säubert und Wert auf einen Online-Multiplayer legt, sollte besser einen Bogen um dieses Spiel machen. Hat man aber kein Problem mit übertriebener Gewalt und Spaß an Spielen wie Double Dragon und Streets of Rage, dann ist man bei diesem Titel hier genau richtig. Sind noch ein paar Freunde zu Besuch, dann wird die Prügelei umso unterhaltsamer.
Mother Russia Bleeds ist auf Steam, GOG und im Humble Store verfügbar. Eine DRM-freie Version gibt es nur bei GOG, Humble bietet lediglich einen Steam-Key an, der nach dem Kauf auf Valves Vertriebsplattform eingelöst werden kann.