Immer wieder kommt es vor, dass Spiele unbemerkt an einem vorübergehen. Wenn man Glück hat, wird man irgendwann darauf aufmerksam gemacht. Und nun schaut was uns neulich zugeflattert ist!

Im Jahr 2007 entwickelte der britische Stand Up Comedian Alasdair Beckett-King als Geschenk für seine Freundin mit Hilfe der Adventure Game Studio Engine das Freeware-Spiel Nelly Cootalot: Spoonbeaks Ahoy! Die Hauptdarstellerin des Spiels, eine Piratin namens Nelly Cootalot, empfand er seiner Freundin nach. Das Spiel bekam 2014 eine deutsche Version und steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein als unter Wine lauffähiges Windows-Spiel.

Nicht zuletzt aufgrund der sehr guten Kritiken entwickelte Beckett-King über Kickstarter und Steam Greenlight eine Fortsetzung, die seit 2016 auf Steam auch für Linux verfügbar ist, und auf die wir hier näher eingehen wollen: «Nelly Cootalot 2: The Fowl Fleet»

Für den uns zur Verfügung gestellten Key möchten wir uns an dieser Stelle bei Volker Ritzhaupt, dem Geschäftsführer der Firma Application Systems in Heidelberg bedanken, welche das Spiel verlegt und mitentwickelt hat.

Die Story

«Nelly Cootalot 2: The Fowl Fleet» ist wie sein Vorgänger ein klassisches Point & Click Adventure. Das Abenteuer beginnt auf dem Postschiff «Unzustellbar», auf dem Nelly sich zur Zeit ihren Unterhalt verdient. Und das als echte Piratin! Einem Putzeimer entsteigt der Geist ihres Mentors Captain Bloodbeard. Dieser verrät ihr, sie habe in ihrem letzten Abenteuer einen Schwarm Löffelschnäbler aus den Klauen des Baron Breitbart gerettet. Dabei habe sie dem nichts ahnend Informationen über einen Schatz überlassen, welche eigentlich für Nelly selbst bestimmt waren. Viel mehr möchten wir über die Geschichte des Spiels gar nicht verraten. Nur soviel: Der Gegner heißt wieder Baron Breitbart und wie der Name schon sagt (The Fowl Fleet = Die Geflügelflotte) sind auch wieder Vögel im Spiel. Kenntnis der ersten Teils ist übrigens nicht Voraussetzung um am 2. Teil Spaß zu haben.

Meine Meinung zum Spiel

Der Schwerpunkt von «Nelly Cootalot 2: The Fowl Fleet» ist eindeutig sein feiner, englischer Dialoghumor. Man merkt dem Spiel seine Herkunft jederzeit an. Alasdair Beckett-King verzichtet dabei auf Brachialhumor. Stattdessen ist das Spiel durchzogen von einer verschmitzten Fröhlichkeit, und hat zumindest bei mir während der etwa 6 Stunden langen Spielzeit für konstant gute Laune gesorgt.
Die Rätsel sind weder trivial, noch besonders anspruchsvoll, schon gar nicht aber unfair, was den Frustlevel erfreulich niedrig hält. Die berühmten knackigen Rätsel anderer Adventures hätten aber auch gar nicht wirklich zu dem Spiel gepasst. Natürlich ist gegen einen gewissen Schwierigkeitsgrad grundsätzlich nichts einzuwenden, in diesem Fall hätte dieser dem Spiel möglicherweise aber glatt die gute Stimmung versaut. So lehnen wir uns zurück, erzählen uns eine Geschichte, lösen ein paar Rätsel, und amüsieren uns dabei.
Die deutsche Sprachausgabe ist professionell und erlaubt sich keine größeren Schwächen, oder gar Fehler. Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte aber trotzdem in Erwägung ziehen die englische Sprachausgabe einmal auszuprobieren, denn der volle britische Charme kommt nur mit ihr wirklich rüber. Das ist auch kein Wunder, denn auch Mundartstücke, -filme oder -lieder klingen in hochdeutscher Form eher seltsam. Sie gewinnen zwar an Verständlichkeit, verlieren aber gleichzeitig an Charakter.
Damit wäre die Zielgruppe für dieses Spiel festgelegt: Freundin oder Freund entspannter klassischer Point & Click Adventures und des britischen Humors im Alter von genau 9, 19 oder 90 Jahren.

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Gefühlte 10% der neu erscheinenden Computerspiele erhalten 90% der Aufmerksamkeit. Selbst unter Linux wird der Markt immer unübersichtlicher. Ich möchte hier unter anderem gern auf Spiele aufmerksam machen, die in meinen Augen einen genaueren Blick wert sind.

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