Lange ist es ruhig geblieben um die Micro-Machines-Serie. Doch nun ist der neue Ableger Micro Machines World Series am 30. Juni (erstmals auch für Linux) erschienen. Wir fragen uns: Lohnt sich der Titel für alle Spieler oder könnten Fans der alten Spiele enttäuscht sein?
In der Micro-Machines-Serie fahren wir mit kleinen Autos, den so genannten Micro Machines, auf alltäglichen Schauplätzen wie Küchentischen, Billardtischen oder in Gärten. Es ist so als hätte man zuhause aus allen herumliegenden Gegenständen Strecken mit Begrenzungen, Sprungschanzen und vielem mehr zusammengebaut. Die Spieleserie geht übrigens bis ins Jahr 1991 zurück, damals wurde noch auf Systemen wie dem NES oder MS-DOS gespielt.
Der letzte Teil, von der Mobile-Version von Micro Machines abgesehen, war Micro Machines V4 aus dem Jahre 2006. Dieses zählt für viele Veteranen der Serie, neben Micro Machines V3, als bester Teil der Serie. Viele Spieler lieben die Serie noch bis heute, vor allem für die schnellen Fahrten unter Freunden im lokalen Modus.
2017: Micro Machines World Series
Nach 11 Jahren ist nun endlich wieder ein «richtiges» Micro Machines auf den Markt. In Micro Machines World Series dürfen wir mit 12 verschiedenen Fahrzeugen um die Wette sausen. Mit dabei ist unter anderem ein Monstertruck, ein Rettungswagen und natürlich ein Panzer. Die Fahrzeuge lassen sich dabei auf den 10 verschiedenen Strecken alle ein wenig anders steuern. Großartige Unterschiede bei der Fahrphysik sind uns im Test jedoch nicht aufgefallen. Hier vermissen wir ein wenig eine Anzeige zu den Daten der verschiedenen Vehikel, wie es etwa in Rennspielen wie Mario Kart gelöst wird.
Wenig Strecken
10 Strecken nur?! – Ja, es sind wirklich nur 10 Strecken. Die Auswahl der Strecken ist leider ein wenig gering, was vor allem Kenner der Serie ein Dorn im Auge sein könnte. Zum Vergleich: In Micro Machines V4 von 2006 gab über 50 Strecken. Noch dazu kommt, dass die verschiedenen Level nicht so lang sind wie in den vorherigen Teilen. Dadurch entsteht zu schnell Routine auf den Strecken. Hier sollte Codemasters unbedingt noch in Form von kostenlosen DLCs nachbessern, damit Langzeitspaß geboten wird.
Schön gestaltete Level
So viel wir auch über die Streckenauswahl meckern müssen, so können wir aber die Schönheit der Level loben. Die Entwickler haben die einzelnen Strecken sehr schön gestaltet und mit passenden Objekten ausgestattet. Vor allem die Strecke über einen Küchentisch hat uns sehr gut gefallen. Überall liegen Zuckerwürfel und Schokolinsen herum, welche verschoben werden und uns den Weg blockieren können. Rund herum finden wir Backzutaten, Muffin-Formen, einen sich drehenden Mixer oder bereits gebackene Leckereien – einfach schön anzusehen! Dabei muss vor allem der Streckenverlauf gut beobachtet werden. Wer nicht aufpasst kann schnell in eine klebrige Marmeladenspur geraten und somit verlangsamt werden.
Skins und weitere Freischaltungen
Auch die 12 Fahrzeuge sind uns persönlich etwas zu wenig, zu mal diese alle von Beginn an verfügbar sind. Auch hier wieder zum Vergleich: In Micro Machines V4 gab es 750 Fahrzeuge. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass sich diese nicht stark untereinander unterschieden haben. Im aktuellen Titel können Skins und weitere Anpassungen für die Fahrzeuge wie etwa Sprüche für die Autos freigeschaltet werden. Die Skins sind meistens reine Farbänderungen, der Wagen ändert also meist nichts an seiner Form – Schade! Ein wenig Variation hätte sicher gut getan. Außerdem lässt sich unser Account-Titel anpassen, so wird «Anfänger» zu «Meister der Tischplatte». Über den Sinn der Freischaltungen lässt sich natürlich streiten, immerhin werden Spieler so zum Weiterspielen motiviert.
Verspielte Chance: Fahrzeuge als Charaktere
Nett hingegen bei den Fahrzeugen, ist der Versuch ihnen einen menschlichen Touch zu geben, wie etwa in Animationsfilmen wie Cars. So heißt das Luftkissenboot beispielsweise Käpt’n Schmalbart. Leider mangelt es an der Präsentation der «Charaktere», so sind diese einfach da und es wird nichts über deren Geschichte erzählt, außer beim Laden eines Matches in Form von Textboxen wie «Agent Atom kennt deinen Browserverlauf». Klar erwarten wir hier keine Disney-Geschichten, aber Videosequenzen oder Gespräche der Fahrzeuge bei Beginn einer Spielrunde hätten womöglich das Bild verbessern können. So wirken die Vehikel teils leblos und ein wenig Fehl am Platz.
Rennen, Ausscheidung und Arenakampf
Bei den Spielmodi können sowohl wieder normale Rennen, als auch der bekannten Modus «Ausscheidung» und verschiedene Arena-Variationen im Battlemode gespielt werden. Beim Modus «Rennen» geht es darum, als Erster von bis zu 12 Spielern über die Ziellinie zu brettern. Auf der Strecke können wir wie in Mario Kart Kisten einsammeln, die uns entweder mit einer Pistole, einer Granate oder einen Hammer beschenken. Die Pistole kann Vordermänner verlangsamen, bei guten Treffern sogar eliminieren. Letzeres kann natürlich auch die Granate, welche jedoch über das Heck abgeworfen wird. Der Hammer kann Gegner zerschlagen. Auch wenn dieser ein wenig zu stark ist, ist er unser Ansicht nach ein spannendes Spielelement, dass den Spielverlauf interessant verändern kann.
Ähnlich geht es beim Ausscheidungs-Modus vonstatten. Hier wird so lange gefahren, bis Spieler zu langsam und dadurch nicht mehr im Bildschirmbereich sind oder zerstört worden sind, sei es durch Mitspieler oder durch schlechte Fahrmanöver. Punkte werden dann je nach Dauer des Überlebens verteilt. Dieses Spiel wird mehrmals wiederholt, bis ein Spieler eine bestimmte Punktzahl erreicht hat. Dieser Modus ist ein absoluter Micro-Machines-Klassiker und hat uns auch am meisten Spaß gemacht, da sich anfängliche Verlierer immer noch wieder aufrappeln und zum Gewinner werden können.
Schließlich gibt es noch die Battlemodes, in welchen in Arenen gekämpft werden kann. Hier kann unter anderem «Capture the Flag» oder auch «King of the Hill» (hier: Bereich halten) gespielt werden. Die Arenakämpfe haben uns allerdings am wenigsten gefallen. Hier ist es vor allem bei vielen Spielern ziemlich unübersichtlich. Auch kommt es uns so vor als wäre hier deutlich weniger Taktik dahinter. Einfach wildes gegenseitiges Abschießen mit den verschiedenen Fähigkeiten der einzelnen Fahrzeuge.
Fokus auf Online-Modus, eingeschränkter Offline-Modus
Sehr merkwürdig ist die Trennung zwischen dem lokalen Modus und dem Online-Modus. Für viele Spieler hat der lokale Modus den Hauptreiz von Micro Machines ausgemacht. Im neuen Ableger steht jedoch vor allem der Online-Bereich im Fokus. So heißt der lokale Modus auch nur noch «Geplänkel». Wer mit Freunden mit mehreren Controllern spielen will, darf außerdem nur den Battlemodus und den Modus «Ausscheidung» spielen. Einfache Rennen sind lokal mit Freunden nicht möglich. Zusätzlich gibt es für lokale Matches keine Punkte für unseren Account, wodurch wir nicht aufsteigen und damit auch keine neuen Skins freischalten können. Das ist vor allem bei Online-Matches in welchen keine «echten» Spieler gefunden werden ziemlich seltsam, da es hier dann schon Punkte gibt.
Allgemein unterscheiden sich Offline- und Online-Modi ein wenig. So können wir beispielsweise lokal beim Modus «Ausscheidungen» noch Raketen auf unsere Freunde als Zuschauer hetzen, Online ist dies hingegen nicht möglich. Warum wird hier zwischen Online und Offline so stark unterschieden? Und warum gibt es eigentlich keine Kampagne?
Lizenz-Fauxpas
Wer bei den Strecken und Waffen ein wenig aufpasst wird bemerken, dass man hier häufig auf Marken von Hasbro wie etwa Nerf oder Hungry Hungry Hippos stößt. Das kann einen stören oder auch nicht. Wir finden dies nicht weiter schlimm, auch wenn die Lizenzen vielleicht ein wenig fehl am Platz sind. Womöglich waren sie für die Finanzierung des Spieles notwendig.
Genialer Linux-Port
Lasst uns doch mal über etwa ganz anderes reden und zwar über die Technik des Spieles. Das Spiel wurde von Virtual Programming portiert, eine britische Firma, welche unter anderem schon BioShock Infinite und die Saints-Row-Reihe für Linux portiert hat. Gerade der Port von Micro Machines ist VP sehr gut gelungen. Wir hatten beim Testen keinen einzigen Fehler bemerkt. Selbst auf Laptops oder ältere Hardware läuft das Spiel einwandfrei und ohne Probleme. Chapeau Virtual Programming! Ein wirklich gelungener Port. So soll das sein.
Fazit
Vergleicht man Micro Machines World Series mit seinen Vorgängern steht der aktuelle Titel ein wenig schlecht da. Man muss einfach zugeben, dass leider einige guten Elemente der Vorreiter gestrichen bzw. abgeändert wurden.
Das macht den neuen Teil der Serie aber dennoch nicht gleich zu einem schlechten Spiel. Das Rennen-Fahren macht einfach noch immer verdammt viel Spaß, auch wenn uns die Streckenauswahl zu gering ist, was auch unser Hauptkritikpunkt ist. Bitte Codemasters, gebt uns mehr Inhalte! Nebenbei stößt uns die merkwürdige Trennung vom Offline- und Online-Spielen noch bitter auf. Zumindest ordinäre Rennen sollte man schon auch lokal mit Freunden fahren können.
Dennoch bleibt Micro Machines ein gutes Spiel, was vor allem für Zwischendurch perfekt geeignet ist. Wem der Preis für den geringen Umfang zu hoch ist, der sollte auf den nächsten Sale warten, denn 30€ sind für nur 10 Strecken schon ein bisschen viel.