Endlich ein Teil der bekannten Hitman-Serie auf dem Pinguin! In diesem Kurzcheck gehen wir einmal in aller Kürze auf die allgemeine Qualität der Portierung ein. Ein Technik-Check auf zwei Systemen.

Der Februar meint es gut mit uns. Schon zwei fette AAA Linux-Releases sind in diesem Monat erschienen. Den Anfang machte Aspyr mit seiner lang erwarteten Portierung von Civilization VI. Nun ist am gestrigen Tage der zweite Kracher durch Feral Interactive veröffentlicht worden: Hitman Season 1, Episode 1-6.

An dieser Stelle ein Dankeschön an Feral Interactive für das Testmuster.

Erst einmal Warten: 40 GB Download

Nachdem das Spiel gestern endlich um Punkt 19:00 Uhr zum Download zur Verfügung stand, war erst einmal Geduld gefragt. Für den Test installiert haben wir das komplette Paket von Episode 1 bis 6. Hierzu mussten erst einmal etwas über 40 GB heruntergeladen werden. Das kann bei etwas langsamerer Internetverbindung schon etwas dauern. Bei mir hat die Zeit während des Downloads für zwei Filme gereicht 🙂 Installiert und entpackt verbraucht das Komplettpaket ca. 66 Gigabyte.

Nach erfolgreicher Installation wird man beim ersten Start vom schon bekannten Feral-Launcher begrüßt. Hier können schon einige Einstellungen gemacht werden, gerade für Spieler mit einem Dual Monitor-Setup kann dies ganz nützlich sein. Ich persönlich hatte allerdings auch schon Probleme mit den entsprechenden Launchern von Warhammer und Deus Ex. Beide Probleme konnten aber gemeinsam mit dem sehr freundlichen Feral-Support gelöst werden.

Performance: 1050 Ti ruckelfrei auf Standard, 960M nur mit Detailreduzierung

Getestet haben wir das Spiel auf zwei verschiedenen Systemen. Das erste System ist mein Laptop mit einem Intel Core i7-6700HQ-Prozessor, 16GB Arbeitsspeicher und eine GeForce GTX 960M mit 4GB Arbeitsspeicher. Das zweite System ist ein AMD Athlon X4 860K-Prozessor, 16GB Arbeitsspeicher und eine GeForce GTX 1050 Ti mit 4GB Arbeitsspeicher und wird von mir im Big Picture Modus am TV genutzt. Als Betriebssystem kam auf beiden Systemen Linux Mint 18.1 x64 mit Cinnamon-Oberfläche in FullHD zum Einsatz.

960M Notebook: Erst einmal habe ich am Laptop mit Maus und Tastatur und grafischen Standardeinstellungen getestet. Hitman ist so durchaus spielbar, allerdings nicht mit durchgehend 30 FPS. Erst mit heruntergeschraubten Details und verringerter Kantenglättung wird Hitman auf diesem System wirklich genießbar. Einen wirklich großen Grafikunterschied gibt es zwischen den verschiedenen Einstellungen nicht. Puristen werden an dieser Stelle vielleicht mit den Augen rollen, aber im Eifer des Gefechts fällt es wirklich nicht auf.

Was man nicht unbedingt tun sollte, ist die Kantenglättung vollends auszuschalten. Hier ist ein deutlicher Qualitätsverlust bemerkbar. Der Flaschenhals am Mobilrechner wird hier die GTX 960M sein. Wer einen weniger starken Grafikbeschleuniger in seinem System hat, kann wahrscheinlich nur mit sehr niedrigen Details spielen oder hat gar keinen Spaß mit Hitman.

1050 Ti Steam Machine: Am TV ist meine DIY-Steam Machine (inzwischen ohne SteamOS – danke Valve für veraltete NVIDIA-Treiber) angeschlossen. Diesmal haben wir mit Controller getestet und gar keine Änderungen an den Grafikeinstellungen vorgenommen. Das Spiel läuft hier dank der besseren Grafikkarte absolut flüssig. Höhere Details als die Standardeinstellungen sollten aber auch hier vermieden werden. Einmal, weil auch die GTX 1050 Ti keine Topkarte ist aber auch, weil der AMD-Prozessor in diesem System der Flaschenhals ist.

Und das Spiel, abseits der Grafik?

Das Spiel an sich läuft auf Anhieb wunderbar und macht Spaß. Endlich kann man wieder spannende Aufträge mit Agent 47 auf der ganzen Welt erleben. Lange hat man warten müssen und zwischendurch ist es doch recht still geworden um diese Hitman Feral-Portierung.

Abstürze und Instabilitäten sind während unseres Tests nicht aufgefallen. Sogar das ALT-TAB-Verhalten funktioniert (im Gegensatz zu anderen aktuellen Linux-Titeln) absolut tadellos.

Fazit

Hast du ein starkes System und du magst Schleich-Action? Dann ist Hitman genau das Richtige für dich! 😀

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Meine ersten Linuxerfahrungen konnte ich vor Jahren mit einer alten Suse Linux Edition machen. Seit Anfang 2014 bin ich nun privat komplett zu Linux umgestiegen und habe es seitdem nicht bereut. Beruflich bin ich als Entwickler im SAP-Umfeld unterwegs und habe dort teilweise auch mit Linux-Servern zu tun.

18 KOMMENTARE

  1. hat die linux version eigentlich auch diesen always on quatsch? ich würde es mir gerne kaufen, aber wenn das spiel abschmiert, weil die inet/wlan verbindung abbricht, oder man erst gar nicht spielen kann, falls das inet mal ausfällt werden die mein geld erst sehen, wenn sie das rauspatchen

  2. Alles klar, ich habe quasi eine ältere Variante der GPU. Dann teste ich das mal bei Gelegenheit mit Tomb Raider und melde mich hier zurück.

    • So, ich hab‘ jetzt das Benchmark durchlaufen lassen und vorher die Grafikeinstellungen auf „höchste“ gestellt. FPS dürften ein paar weniger sein, Kompositor etc laufen nebenbei noch. Keine Grafikprobleme zu sehen:
      http://666kb.com/i/dgzlzb64xaqr56lgb.jpg
      Vielleicht läuft es mit dem „padoka PPA“ besser? → https://launchpad.net/~paulo-miguel-dias
      Ansonsten unterscheidet sich von den relevanten Dingen eigentlich vermutlich nur noch der Kernel bei uns, ich habe 4.9.0-8.1-liquorix-amd64

      • danke. ich habe jetzt die ppa geändert.
        OpenGL core profile version string: 4.5 (Core Profile) Mesa 17.1.0-devel – padoka PPA
        kernel nutze ich eigentlich immer den aktuellsten, also seit ein paar tagen 4.10. ein kernelwechsel hat nichts gebracht
        http://www.imagebam.com/image/696163534605692
        es sind noch immer diese grafikfehler. auf dem bild sind sie nicht so schlimm, aber manchmal sind es große schwarze vierecke, manchmal auch fast über den ganzen bildschirm
        bei mir ist sowieso irgendetwas komisch. mit glxinfo wird mit opengl 4.5 angezeigt, in steam bei den systeminfos aber nur 3.0, obwohl ich 4.0 und höher spiele spielen kann. mad max hat sicher opengl über 3 und dirt showdown auch
        naja, falls dir nichts mehr einfällt werde ich weiter regelmäßig mesa updaten und hoffen, dass es irgendwann mal weggeht, oder ich spiels auf windows

  3. Ich muss gestehen, der viel höhere Hardware Hunger unter Linux hat mich zwar nicht überrascht (Deus Ex scheint ja ebenso gefräßig zu sein), aber sehr enttäuscht. Ich stehe bei Hitman vor der Entscheidung, kaufe ich mir neue Hardware oder spiele ich es ruckelfrei auf Windows.

    Ich habe auch ein Notebook mit einer 960M, und mit der Windows 10 Partition läuft das Spiel auf High durchaus ruckelfrei bei 25-40 Frames. Viel mehr brauche ich oftmals nicht, zumindest nicht bei einem ruhigeren Spiel wie Hitman. Mit Linux (Mint) ruckelt es sich selbst auf Medium bei unter 20 Frames einen ab.

    Jetzt müsste ich mir ernsthaft ein neues Notebook kaufen, um Hitman akzeptabel mit Linux spielen zu können? Der Performance-Verlust liegt bei mindestens 30% im Vergleich zur DirectX11/12 Version. Klingt jetzt nur nach einer Zahl, aber wie gesagt entscheidet das zwischen Spielbarkeit oder Unspielbarkeit. Eine Windows-Lizenz fürs ab und zu spielen ist günstiger als eine 300+ Euro Graka.

    Ich hoffe ernsthaft, Vulkan lässt die Frames in Zukunft wenigstens ebenbürtig zur DX12er Version ansteigen, ein derart hoher Performanceunterschied ist Mittel- bis Langfristig nicht mehr hinnehmbar.

    • Feral verwendet, wie VirtualProgramming, einen Wrapper (IndirectX) für ihre Ports. D3D12 → Vulkan wird möglicherweise schneller sein, als D3D9/10/11 → OpenGL, aber so lange die Engine des zu portierenden Spiels nicht schon mit OpenGL oder Vulkan daherkommt, wird da immer ein Verlust durch diese Übersetzung sein*.

      Das dürfte auch der Grund sein, warum (abgesehen von diversem Techland-Zeugs [Dead Island lief bei mir unter Wine mit 2,5-3x FPS im Gegensatz zum „nativen“ Port]) sog. „in-house“ Ports unter Umständen genau so oder gar schneller performen, als das D3D-Pendant.

      ________
      *) Kann spuren von gefährlichem Halbwissen beinhalten 😀

      • Wo kommt denn das mit IndirektX her? Ich kenne von Feral nur folgende Aussage:

        „This is a 100% native application. Just like our Mac games, all our Linux games will be 100% native. We never use WINE, Crossover etc style wrapper technology. Promise!“

          • Ah.. dann wird es vermutlich etwas sein, das Dx-Calls in OpenGL-Calls übersetzt, und das auf Sourcecode-Ebene. Sozusagen eine erste Grobportierung, die man dann debuggen und optimieren müsste… also vermutlich.. 🙂
            Problem dabei: DX kann offenbar mehr Daten zu GPU schicken als OGL. Resultat: Weniger FPS.

    • Nachtrag: Falls du darauf hinaus willst, dass künftig mit Vulkan entwickelte Spiele (konträr zu mit D3D12 → Vulkan portiert) wenigstens ebenbürtig sein werden – da bin ich voll dabei. Ich finde, Doom (2016) hat das eindrucksvoll belegt, obwohl man es nur mit Wine zocken kann ^^

        • Hey, wir sind immerhin auf einem guten Weg: https://phoronix.com/vr.php?view=24166
          Wenn man die wenigen Spiele betrachtet, die ohne Wrapper kommen (Aspyr unterstelle ich an dieser Stelle mal, dass sie auch einen verwenden – ich habe keine Info darüber), können sich die Ergebnisse echt sehen lassen. Nur TTP kränkelt ein wenig, Metro: Last Light Redux läuft einzig auf der 1080 mit Ubuntu langsamer, als mit Windows 🙂

    • Das schwächste Glied in der Renderpipeline ist die Versorgung der GPU mit genügend Daten. OpenGL scheint da noch ineffizienter zu sein als DX11. Vulkan hingegen setzt genau da an. Es kann nur besser werden!
      Doch dazu ein Andermal mehr… 🙂

      • Ich muss zugeben, dass mir da die tiefergehenden Kenntnisse fehlen. Andererseits erklärt das, warum z.B. Gallium-Nine so gut rennt (auch, wenn das jetzt nur D3D9 ist).

        Hach. Ich wünschte mir, irgendjemand würde mal diesen D3D11-State-Tracker für Gallium3D fortsetzen/fertigstellen. Aber ich bezweifle, dass das passiert, bevor D3D11 zuviel an Relevanz verliert.

        Also ja, jeden Penny auf Vulkan setzen – damit sind wir auf der Gewinnerseite 🙂

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