Als Linux 2013 zur Spieleplattform wurde, hatte es die Blüte der klassischen Echtzeitstrategiespiele à la Age of Empires um einige Jahre verpasst. Nun holt GSC Game World das Genre aus der Vergangenheit und setzt Cossacks 3 für Linux um.

Das von GSC Game World 2016 veröffentlichte Cossacks 3 hat es nach einigen Schwierigkeiten bei der Portierung inzwischen bis zur offiziellen Linux Beta gebracht. Die uns freundlicherweise zur Verfügung gestellte Testversion entwickelte sich noch unter unseren Augen weiter und läuft nun tatsächlich ohne erkennbare technische Mängel rund bis hin zur Multiplayer-Kompatibilität mit der Windows-Version.

Historie eines historischen Strategiespiels

Das erste Spiel der Cossacks Reihe erschien im November des Jahres 2000. Dabei handelte es sich um eines der zu dieser Zeit noch häufig vertretenen klassischen Echtzeitstrategiespiele, in denen Ressourcen abgebaut werden mussten, um ein Lager mit Gebäuden und vielen verschiedenen Truppenteilen zu errichten. Diese wurden dann eingesetzt, um gegnerische Lager zu überrennen und so die Schlacht für sich zu entscheiden. Was Cossacks von der Masse abhob war, dass es sich bemühte nah an den realen historischen Begebenheiten zu bleiben. Es gab gleich 6 verschiedene Ressourcen, mit denen sich der Spieler versorgen musste, um nicht in Hintertreffen zu geraten, verschiedene Truppenteile mussten einigermaßen sinnvoll kombiniert werden, um effektiv zu sein. Zudem waren richtige Massenschlachten von bis zu 8000 beteiligten Einheiten möglich.

Der Grund, warum hier der Vorvorgänger beschrieben wird ist einfach: Cossacks 3 ist nicht der Nachfolger von Cossacks 2. Cossacks 3 ist im Grunde Cossacks 1, allerdings mit deutlich hübscherer Präsentation.

Was bietet Cossacks 3?

In Cossacks 3 erhalten wir die Befehlsgewalt über Eine von 12 Nationen und führen diese durch zahllose Schlachten in 5 Singleplayer Kampagnen, einer endlosen Anzahl von Zufallsgefechten sowie Cross Platform Multiplayerschlachten.

Ressourcenmanagement

Wir bauen 6 verschiedene Ressourcen ab, die wir zum Bauen von Verbesserungen und Truppen benötigen. Für den Erwerb der Ressourcen setzen wir Bauern ein. Wir setzen sie auf Getreidefeldern und in Mühlen ein oder lassen sie Fischerei betreiben, um Nahrung zu erzeugen. Andere Bauern schlagen Holz oder Klopfen Steine. Wieder Andere arbeiten in Minen, um Gold, Kohle oder Eisen zu gewinnen. Um die Ressourcen verarbeiten zu können müssen wir wiederum durch Bauern bestimmte Gebäudetypen bauen, welche die Ressourcen dann zu nützlichen Dingen und Truppen verarbeiten.

Forschung und Verbesserung

Die meisten Einrichtungen im Spiel lassen sich durch Forschung immer wieder verbessern, so arbeiten in Minen zunächst 5 je Bauern, im Laufe des Spieles kann die Anzahl auf über 90 Bauern pro Mine ansteigen. Immer wieder findet man in verschiedenen Gebäuden Optionen zur Erforschung von Verbesserungen, Effizienzsteigerungen oder Truppenfähigkeiten. Später lässt sich sogar der Wechsel vom 17. in das 18. Jahrhundert vollziehen.

Soldaten und Geschütze

Was die Schlachten betrifft, so sind bei Cossacks 3 laut Steamseite nun sogar 32000 Einheiten gleichzeitig auf dem Schlachtfeld möglich. Dabei handelt es sich um Fußsoldaten und Kavallerie. Diese gibt es jeweils als Nahkämpfer mit Pike oder Schwert oder mit Musketen bewaffnete Fernkämpfer. Ferner existieren Artillerie und See-Einheiten. Später kommen noch Grenadiere dazu. Um eine bessere Organisation der Infanterie zu ermöglichen, lassen sich Offiziere und Trommler integrieren. Durch sie können unsere Truppen verschiedene Formationen mit Angriffs- oder Verteidigungsspezialisierung annehmen. Außerdem kann man noch Kanonen und Artillerie sowie für Auseinandersetzungen und den Transport auf dem Wasser Marineeinheiten bauen. Mit der Markt-Verbesserung lassen sich zudem für Gold Söldner anwerben, welche allerdings auch mit Gold bei Laune gehalten werden müssen, damit sie nicht die Seite wechseln oder einfach das Weite suchen.

Künstliche Intelligenz?

Die KI des Spieles ist, typisch für Spiele um die Jahrtausendwende, eine geskriptete KI, welche zu bestimmten Zeitpunkten oder ausgelöst durch Schlüsselereignisse ihre eigenen Aktionen in Kraft setzt. In Singleplayer-Kampagnen funktioniert dies noch ganz gut, da diese letztendlich nichts anderes als geskriptete Abläufe mit Erfolgskontrolle sind. In den Zufallsgefechten lässt sich vom KI-Programmierer schon deutlich weniger planen und vorhersehen, weshalb die KI hier pfuschen muss und so eher durch künstlich erhöhte Baugeschwindigkeit, niedrigeren Ressourcenverbrauch oder ähnliches mehr Truppen in kürzerer Zeit aufbauen und unterhalten kann. Je höher die gewählte Schwierigkeitsstufe ist, desto mehr und früher wird man also vom KI-Gegner angegriffen.

Meine Meinung zum Spiel

Abseits der geskripteten Kampagnen ist es eine gemeinsame Eigenschaft vieler klassischer Echtzeitstrategiespiele, dass es zunächst darauf ankommt schnell eine Infrastruktur, Verteidigungsanlagen, wie Zäune, Mauern, und Türme sowie Truppen zur Verteidigung zu bauen und dann möglichst schnell Forschung zu betreiben, um mehr und bessere Truppen ins Feld schicken zu können. Wer hier deutlich die Nase vorn hat, erwirbt unter Umständen einen Vorteil, welcher auch durch noch so geschickte Truppenführung und ausgefeilte Taktiken, Manöver und Formationen nur schwer wieder wettzumachen ist. Das gilt besonders deshalb, weil diese von der reinen Bedienung her nicht leicht durchzuführen sind, ohne dabei Infrastruktur, Lagerausbau und Ressourcenmanagement aus den Augen zu verlieren. Man könnte sagen, je komplexer das Spiel ist, desto größer wird der Zeitdruck für die beteiligten Spieler. In Singleplayerpartien läßt sich die Geschwindigkeit problemlos bis hin zum Stillstand variieren. Im Multiplayer wäre das schwierig, wenn jeder nach Belieben die Geschwindigkeit ändern würde. Viele der ausgefeiltesten Features fallen daher in den hektischen Multiplayerspielen eher unter den Tisch oder werden nur von geübten Spielern überhaupt genutzt. Dies ist auch bei Cossacks 3 nicht anders.

Wer also erfolgreich sein will, der braucht also Übung, um einen effizienten Aufbau der Infrastruktur einzuschleifen, damit er sich im Spiel darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen muss. Desweiteren sollte man sich mit der Handhabung seiner Truppen, Waffengattungen und Formationen auseinandersetzen, da sonst in der Hektik der Abwehrschlacht eine einzige Armee aus allen Waffengattungen nebst Bauern daraus wird und das ist der Anfang vom Ende. Einstudieren lässt sich so etwas prima in den SP Zufallsgefechten.

Cossacks 3 hätte es aus meiner Sicht gut getan, wenn sich das Bild weiter herauszoomen ließe. Bei minimalem Zoom ist es nicht leicht den Überblick über größere Schlachten zu behalten. Stattdessen muss man hin und her scrollen, wenn man mehr Details erkennen will, als die taktische Minikarte mit ihren verschieden großen Farbklecksen bietet.

Dennoch macht das Spiel Spaß, wenn man es zu nehmen weiß. Den Hauptreiz dürfte Cossacks 3 auf jene Menschen ausüben, die gerne Aufbau und Abläufe einer durchaus nicht unkomplexen Infrastruktur optimieren, um dann mit den Produkten ihrer Arbeit die Bauwerke ihrer menschlichen Gegner in Multiplayerpartien dem Erdboden gleichzumachen. Die Multiplayerlobby jedenfalls ist meist ganz gut besucht.

Die Präsentation des Spiels ist ohnehin über die meisten Zweifel erhaben. Truppen und Bauwerke verschiedener Nationen unterscheiden sich optisch deutlich und besonders die Kämpfe verschiedener Formationen gegeneinander machen ganz schön was her.

Fazit

Wer intelligente Gegner mit geschickten Manövern auf dem Schlachtfeld bezwingen will, ohne dabei die Übersicht zu verlieren oder in Hektik zu geraten, sollte eventuell unter den moderneren Vertretern des Genres suchen. Wer gern aufbaut, noch unter Druck optimieren kann, hektische Massenschlachten liebt oder wer einfach mal wieder ein klassisches Echtzeitstrategiespiel aus der Jahrtausendwende, aber mit schönerer Optik spielen will, der könnte in Cossacks 3, besonders im Multiplayermodus, seine Herausforderung finden.

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Gefühlte 10% der neu erscheinenden Computerspiele erhalten 90% der Aufmerksamkeit. Selbst unter Linux wird der Markt immer unübersichtlicher. Ich möchte hier unter anderem gern auf Spiele aufmerksam machen, die in meinen Augen einen genaueren Blick wert sind.

2 KOMMENTARE

  1. Bekommt ihr etwas, wenn ich mir Spiele über euren Steam-Kauf-Botten kaufe? Wenn ja, würde ich das ein oder andere darüber kaufen, was ich sonst immer direkt in Steam mache.

    • Hallo Sascha,
      das ist ein sehr netter Gedanke von Dir, aber so ein Affilliate Programm wie bei Amazon gibt es bei Steam nicht.
      Hier wird also weiterhin kein Geld verdient und wir müssen unsere Zeit weiterhin größtenteils mit Arbeiten verbringen :).

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